1989 - 1992 Weizenwarriors & Drivin' Cats

Die Band bezog mit dem Old Postoffice in Sehestedt ihr neues Domizil. THE S.A.S.O.S. verabschiedeten sich auch von ihrem alten Probenraum und auch von ihrem alten Namen und nannten sich in der Folgezeit nur noch THE SONS. Damit hatten sie natürlich für Fans der ersten Stunde ausgewhimpt ("Das war's dann wohl, ihr Poser!" Assmetal-Mag 3/1989).

Die Alben JUDGE VALENTINS (31. Dezember 1988) und KÄPT'N FLINT (27. Januar - 13. Mai 1989) waren die letzten Werke, welche noch unter dem alten Namen veröffentlicht wurden. Bei KÄPT'N FLINT wirkte wieder Electric-Guschi an Gitarre und Bass mit und steuerte auch das berühmte Riff des Titelsongs - inspiriert durch L. Stevenson Roman "Die Schatzinsel" - bei. Das Album wurde als "monströse, bluesgetränkte Jamsession im Garagensound" (1/1989 Underground) gewürdigt und von Fans der ersten Stunde insbesondere wegen der Gitarrensoli und der weitgehend fehlenden "Schweinetexte" (1/1989 Assmetal-Mag) gehasst. Erwähnenswert und von größerer Halbwertzeit waren noch das schleppende "Rubberfriends" und "Attitude" mit einem Gemisch aus Reggae-Anschlag und hingerotztem Punk. "Attitude" avancierte schnell zum Livefavoriten der Band und war die Antwort auf einen Report-Bericht, der sich mit angeblich negativen Einflüssen der Rockmusik auf Jugendliche auseinandersetzte. Im Text heißt es dazu: "Mental-masturbating Grandpas, think ya need control..." womit alles klar sein dürfte!

Am 15. April 1989 präsentierten THE SONS ihr neues Material erstmals live im Old Postoffice. Heraus kam das Doppel-Album JUDGE VALENTINS MEETS KÄPT'N FLINT unter Mitwirkung von Steffen Schrödaro (voc., perc.) und Guschi Clapton (guit.). Der bis heute amtliche Text - bis auf einige Einwürfe wie z.B. "Ja, friss sie!!!" - des "Bad-Banana-Blues" soll hierbei kurz vor Konzertbeginn entstanden sein. Überhaupt war die Band 1989 live äußerst aktiv. Am 8. Juli 1989 wurde der wohl kleinste Auftrittsort der Bandgeschichte beschallt: Auf zirka 10 qm spielten THE SONS - diesmal ohne Gastmusiker und nur als Trio, denn für mehr war kein Platz - in der Schubertstraße in Hannover. Es sollte heftigste Proteste der Nachbarn geben und der Kommentar der Band war erwartungsgemäß: "Take your dirty fingers and dig your grave!" Auch hiervon soll es ein Bootleg geben, das unter Fans hoch gehandelt wurde und wird.

Das Instrumental "Weizenwarrior" aufgenommen im Sommer ließ abermals das Gerücht über Alkoholprobleme der drei Musiker hochkochen, das schon durch Titel wie "Beer is Religion", "Pump es rein" und noch früher "Bloodbeer made in hell" Nährboden gefunden hatte. Untermauert wurde dies durch Urlaubsfotos, welche die Bandmitglieder beim "Genuss" größerer Mengen billigen französischen Rotweins zeigten ("...erstaunlich, dass sie danach noch wissen, was sie spielen..." 8/1989 Journal-de-musique-pour-les-cochons). Die Band lies sich von dieser Publicity inspirieren und schuf mit "1516" die erste ungehobelte Version eines ihrer Klassiker, in der zwar instrumental - aber doch in der Aussage unmissverständlich - dem Reinheitsgebot für Bier gehuldigt wurde ("Hauptsache Saufen!" J.J. Jigsaw in 10/1989 Kerrang).

Zu dieser Zeit veränderte die Band ihre Veröffentlichungsstrategie. Galt es früher ein Album möglichst in ein paar Stunden aufzunehmen, wurden jetzt nur einzelne Stücke eingespielt und waren lediglich als Demo-Versionen zu erhalten. Nur Live-Alben wie ...UND AB GEHT DIE POST! (25. November 1989) und KOSAKEN MÜSSEN REITEN (7. Dezember 1990) wurden offiziell herausgegeben. Zwischen diesen zwei Werken lagen Welten.

Präsentierten THE SONS in der Post noch den "alten Käse" (Olaf Dabbeltrabbel in 10 years of pain and loudness, 12/1995 Metal Hammer), so betraten sie mit der Mehrzweckhalle in Sehestedt und den KOSAKEN MÜSSEN REITEN - LIVE Neuland bzgl. Raum, Sound und Dezibel. Für die letzten zwei Aspekte war vor allem das vergrößerte Equipment des Gitarristen Andy verantwortlich, der inzwischen aus der hannoverschen Band "E-GIT-BEAT" wieder ausgestiegen war ("Zu wenig Rock, zu wenig Gitarre." Andy in 10 years of pain and loudness, 12/1995 Metal Hammer): Sein Marshall-Turm machte aus den KOSAKEN MÜSSEN REITEN - LIVE ein Soundgewitter, das noch apokalyptischer als von den SONS gewohnt ausfiel ("Scheiß-Gitarristen, ich hatte es immer geahnt. Na toll!" Bassist Jigsaw in 10 years of pain and loudness, 12/1995 Metal Hammer). Auch bezüglich mancher, fast schon politisch wirkender Äußerungen, war der erste Mehrzweckhallenauftritt der SONS bemerkenswert: "Sehestedt ist geteilt [...]. Wir fordern: Weg mit dem Kanal!" (Drummer Dabbeltrabbel) und "Steht alle auf hier in diesem Kaff, das ist ein Scheiß-Dorf!" (Ein Fan). Das alles mit dem Soundtrack aus alten und neuen Hits, wie "Stampede" ("NWOBHM lässt grüßen", 12/1990 Kerrang) oder "Angriff der Sigger" machten aus KOSAKEN MÜSSEN REITEN - LIVE "ein hartes Stück Arbeit für den Hörer, der das Werk vollständig konsumieren will" (12/1990 Landeszeitung).
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