1985 - 1989 Hell-Beasts At Warful Mission

Am ersten Advent des Jahres 1985 gründeten die Schulfreunde Olaf Winzer (*29.01.1967, Vechta) und Andreas Zettl (*25.01.1967, Kiel) im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf THE SONS AND SISTERS OF SATAN (S.A.S.O.S.). Noch während der Arbeit an ihren FIRST TAPES stieß als weiteres Gründungsmitglied Jann Menzel (*28.06.1967, Rendsburg) hinzu.

Die "anarchistischen Revolutionäre" (Kerrang) boten einen auf rein percussiver Basis aufgebauten Sound, der wie "filmisch ablaufender Lärmsound" (Sounds) wirkte. Ihre Hauptinstrumente stammten aus den Beständen des Büdelsdorfer Spielmannszuges: Trommel, Pauke, Becken und Lyra. THE S.A.S.O.S. bewegten sich damit klar "außerhalb hörbarer Bahnen" (Spex).

Textlich verstand die Band ihr Werk als Persiflage des in den 80er Jahren angesagten Thrash, Speed und Black Metal mit Protagonisten, wie z.B. Venom oder Exodus. Das wurde schon in der Bezeichnung des eigenen Stils als "It's assmetal you assholes!" (Iron Andrew, 1985) sowie den "Künstler"namen Olaf "W." Overkill, Iron Andrew und Jann "J.J."Jigsaw und natürlich an Songtiteln wie "Faster than the funeral hearses", "Quick and fast we're gonna break your ass" und "Cruel outrage won't be far away from beasts behaviour" deutlich. The Devil, Beasts, Pain, Blood, Chainsaws, Assholes und selbstverständlich der Tod (Death) waren die standardmäßigen Zutaten ihrer "absolut ungenießbaren Lyrics" (Musikexpress).

Auf den folgenden Werken wie z.B. I'M ON THE ARSE BUT I AIN'T NO BEAST, ...WITH MIGHT AND MAIN oder PURE HELL perfektionierten sie ihren Stil, der mit Klängen aus dem konsumnahen Bereich (z.B. Hoover-Staubsauger, Haartrockner und Schreibmaschine) und Einspielungen von Ivan Rebroff bis Beethoven angereichert wurde. Einige Aufnahmen präsentierten Pat "the moslem cap" Gerrit unter anderem an der sogenannten Trash-Harmonica.

THE S.A.S.O.S. verdienten sich im Jahr 1986 einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde in der Rubrik "Maximaler Output einer Band": Sie beglückten ihre Anhänger (vor allem die Bandmitglieder) und bedrohten ihre Gegner in diesem Jahr mit 14 Kassetten, die teilweise während eines Tages aufgenommen - oder besser ausgedrückt - geknüppelt wurden. Dass es sich dabei stets um 1st Takes handelte, dürfte klar sein. THE S.A.S.O.S. verachteten jeden Versuch, einen Song ein zweites Mal aufzunehmen, denn "was gibt's schon zu verbessern?" (Jigsaw 1. März 1986 im Death-Metal-Magazine).

THE S.A.S.O.S. wurden eine wichtige und einflussreiche Band der nationalen Independent-Szene. Der Interessentenkreis blieb natürlich beschränkt, agierten sie doch überwiegend außerhalb gängiger Hörgewohnheiten.

Am 1. März 1986 nahmen THE S.A.S.O.S. das Live-Doppelalbum ONE NIGHT AT THE TORTURE CHAMBER auf, das von der Kritik vor allem wegen der Overdubs verrissen, von den Fans jedoch frenetisch gefeiert wurde, u.a. weil die Band hier zum erstem Mal ihrem Namen gerecht wurde und mit Crushin' Claudia (Percussion, Backing Vocals) und Brawlin' Birgit (Vocals) nun tatsächlich auch die Schwestern des Satans präsentierte, "von denen nicht einmal der Leibhaftige selbst bisher wusste" (Süddeutsche Zeitung). Das Werk enthielt neben alten Shockwave-Hits, bemerkenswert hier vor allem die 31:25-minütige Version von "Smurfs to hell", auch neues Material, wie z.B. "Eat my balls devils" ("Na denn: Guten Appetit!" (Metal Hammer 3/1986)). Dass es sich bei ONE NIGHT AT THE TORTURE CHAMBER um Aufnahmen ohne jegliches real anwesendes Publikum handelte, war für die Anhänger der S.A.S.O.S. offenbar ohne Belang.

Mit den folgenden Alben, die teilweise mit der Unterstützung von Metal Trashing Torsten (Vocals, Acoustic Guitar) und den Sisters auf Band gedroschen wurden, bemühte sich die Band um die Erweiterung ihrer Songstrategien. Der Einsatz von Keyboards (Schönling) und akustischer Gitarre sollten das Rahmenprinzip variabler gestalten. THE S.A.S.O.S. verdienten sich mit Werken wie FUNERAL SPEECH abermals das Prädikat "krank" (Underground 6/1986). Einschneidend war der auf PRAISE THE LOUD (1987) erstmalige Einsatz einer elektrischen Gitarre (eine Ibanez Roadster), die den Sound der Band in den folgenden Jahren schmerzhaft prägen sollte. Als Beispiel sei hier nur die Feedback-Orgie "The ballad of Leslie West" angeführt.

Mit massiver kreativer und musikalischer Unterstützung von Big Guschi Clapton, dem Bruder des Gründungsmitglieds Jigsaw, wechselten die Gründungsmitglieder nach und nach zu ihren bis heute gespielten, konventionellen Instrumenten - Gitarre: Iron Andrew, Bass: Jann "J.J."Jigsaw und Schlagzeug: Olaf "W." Overkill - was zwar nicht sofort die musikalische Qualität, aber die Phonzahl der Band heraufschraubte. Big Guschi Clapton brachte neben den Instrumenten auch den Blues zur Band, wie auf dem 21. Album CUDGEL OUT OF SACK (1987) zu hören ist. Damit war für THE S.A.S.O.S. das Ende als reine Percussion-Band gekommen. Allein für Overkill blieb es beim Verhauen von Fellen, denn "dafür sind sie schließlich da!" (Overkill im Rock Hard 6/1987).

Am 6. Februar 1988 wagten THE S.A.S.O.S. ihren ersten realen Live-Auftritt in Zettls Keller, welcher auf dem Doppelalbum BLEEDING EARS LIVE festgehalten wurde und bei dem die Band auch durch ihre optische Erscheinung, nämlich einem Make-up, "das Kiss nach dem Genuss diverser Splatterfilme aufgetragen hätten" (Rock Hard 2/1988), überraschte. Musikalisch sahen viele Fans und Kritiker hier einen Wendepunkt in der Karriere der Band und machten gar die Schublade "Industrial Metal" auf, die trotz des hämmernden "March of mayhem" natürlich zu klein für THE S.A.S.O.S. war.

Neben Klassikern wie "Dig your grave", "Alrite" und "Loud, louder - Lemmy" ist hier der knapp 7-minütige "Beasty-Blues" mit Big Guschi Clapton Lindley an der Slide-Gitarre zu erwähnen. Das zahlenmäßig kleine, aber personell erlesene Publikum harrte bis zum Schluss aus und wurde abschließend mit einer erdbebenerheischenden Version von "In bleeding ears mission" belohnt, das eine lange Zeit den Abschluss vieler Konzerte markieren sollte.

In der Folgezeit ließen es THE S.A.S.O.S. etwas ruhiger angehen, und brachten es 1988 nur auf 6 Veröffentlichungen. Ihr Sound wurde konventioneller und riff-orientierter. Viele unverwechselbare SONS-Riffs wie "Pump es rein", "Mosh-Mosh-Mosh" und "Käpt'n Flint", die sich angeblich auch heute noch in manche Probe oder Konzert einschleichen, stammen aus dieser Zeit.

Am 16. Juli 1988 musste wieder Zettls Keller für einen Live-Auftritt herhalten. Als neue kreative Kraft stieß 1988 Steffen Schröder (Schrödaro) als Gast zur Band. Wichtigste Aufnahme mit ihm am Gesang und Percussion war sicherlich die erste Version des "Bad Banana Blues" (17. September 1988), der sich bis heute regelmäßig im Live-Repertoire der Band wiederfindet. Mit dem Album NO FEAR OF SILENCE verabschiedeten sich THE S.A.S.O.S im November 1988 vorerst aus den Sheet'o'Paper Studios im legendären Keller in Büdelsdorf.
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